Das war die K5 Konferenz 2014 in München
Am 18. und 19. September 2014 fand in den Eisbach Studios in München die K5 Konferenz mit Jochen Krisch als "Konferenzleiter" statt. Der breiten Mehrheit an Händlern, Herstellern und Dienstleistern, die aufgrund der, im Vergleich zur Dmexco kleineren Anzahl an Speakern nicht teilnahmen oder schlicht aus anderen Gründen nicht teilnehmen konnten, soll dieser Resümee-Artikel eine persönliche Einschätzung über die persönliche Relevanz der K5 Konferenz ermöglichen.
Neben den vielversprechenden Themen und interessanten Speakern von, in unterschiedlicher Hinsicht (Wachstumsstrategien , KPIs, Geschäftsmodellen) herausragenden Unternehmen waren es v.a. die folgenden Aspekte, die das Zuhören lohnenswert machten:
- Detaillierte und tiefe Unternehmens-Einblicke
- Strategien für schnelles Wachstum
- Viele mit harten Zahlen belegte Aussagen und Schlussfolgerungen
- Konkrete Tipps und Handlungsaufforderungen
- Wenige Advertising-Passagen
- Ehrlichkeit im Hinblick auf eigene Fehleinschätzungen
- Zukünftige Unternehmensziele mit Begründungen
- Mitteilung der (Gründungs-) Philosophien, die für den Erfolg der jeweiligen Geschäftsmodelle mitentscheidend waren
Zooplus - Wachstum & Internationalisierung
Bereits mit der ersten Keynote Session mit Dr. Cornelius Patt von Zooplus über imposantes und v.a. internationales Wachstum, eröffnete die K5 Konferenz sehr vielversprechend. V.a. die konsequente Umsetzung des Wachstums mit strategischen Partnern (u.a. beim Warehousing und Logistik) zur Fokussierung auf die Bedürfnisse des Kunden und nicht auf den Unternehmens-Asset ist hier erwähnenswert. Herr Dr. Patt vertritt aus rückblickender Sicht die Meinung, dass nach positiver Prüfung der einzelnen nationalen Marktvolumina, eine ausbleibende internationale Erweiterung der eigenen E-Commerce Aktivität fatal ist und auch auf Kosten von kurzfristiger Rentabilität unbedingt priorisiert werden sollte.
Geschäftsmodelle und deren Weiterentwicklung
Mit Alexander Brand von windeln.de und Johannes Nielsen von brandnooz.de wurden zum einen die Macht einer umfangreichen Business Intelligence zur Steigerung des Customer Lifetime Value sowie die Bedeutung weiterer feiner Stellschrauben dargestellt. Gerade mögliche Weiterentwicklungen eines, z.B. ursprünglich als Nischen-Geschäftsmodell erdachten Konzeptes, sollten in jedem Unternehmen offen diskutiert werden können. Die Ausführungen von Brandnooz auf der K5 Konferenz zeigen eindrucksvoll, dass Startups - je nach Geschäftsmodell - immer noch in unterschiedlichen Branchen und nach wie vor rein organisch wachsen können, so lange unkonventionell gedacht wird. Im konkreten Falle "transformiert" sich ein Versandhändler in einen Service-Dienstleister, der seinen "Markenservice" der hochwertigen Produktneueinführung Herstellern in Rechnung stellen kann.
Produktdarstellung vs. reinem Preiswettbewerb
Christian Gleichmann von Babyartikel.de (hybris) teilte mit den Zuhöreren seine verschiedenen Ansätze und Überzeugungen der besseren Produktdarstellung und online Produktberatung mittels strukturierter und Usability-optimierter Daten, um einer reinen Preisdifferenzierung entgegenzuwirken und durch eine höhere Kundenzufriedenheit die Conversionrate steigern zu können. Kritisch könnte man einwerfen, dass das bekannte Problem des "Showrooming" , d.h. die Beratung im stationären Lokal + Kauf im Onlineshop auch auf Onlineshops - im worst case Szenario sogar im größeren Ausmaß - übertragbar ist:
Nach dem Aufruf eines Onlineshops mit aufwändiger und beratender Produktdarstellung würde der Kauf hingegen - z.B. über Preisvergleiche - im Onlineshop eines Wettbewerbers mit niedrigerem Verkaufspreis, z.B. eben aufgrund kostengünstigerer, weil schlechterer Produktdarstellung stattfinden. Aussagekräftige Statistiken über diese neue Form des Showrooming liegen jedoch noch nicht vor.
Werbegehalt der K5
Die K5 Konferenz wird von einer überschaubaren Anzahl an Sponsoren und Dienstleistern finanziert, die nur in Ausnahmefällen auch Gastvorträge in Form "informativer Werbung" beisteuern. Zu nennen wäre hier der Vortrag von Dr. Markus Schöberl von amazon payments, welcher eindrucksvolle Zahlen hinsichtlich Conversion-Optimierung bei Einführung der neuen amazon "Login"-Funktion präsentierte. Die persönliche Relevanz der jeweiligen Werbeeinwürfe, insbesondere die zeitintensive Verleihung der Shop Usability Awards 2014 durch Shoplupe, dürfte im Einzelfall jedoch sehr unterschiedlich sein. Die Anwesenheit von E-Commerce Unternehmen und Dienstleistern in Form von Messe-Ständen ist durchaus positiv zu bewerten, zumal so je nach Bedarf spontane, aber dennoch tiefergehende Gespräche möglich sind und die Mehrzahl der Stände gut besucht waren.
Networking satt
Durch Networking-Pausen, Speed-Networking und Roundtables, aber auch durch die große Gesprächsbereitschaft aller Teilnehmer ist eine große Dichte an Erfahrungsaustausch über verschiedene E-Commerce Bereiche hinweg möglich. Egal ob zwischen Händlern, Dienstleistern oder Herstellern, insbesondere Erfahrungen aus anderen Branchen geben so neue Denkanstöße der Übertragung diese Erkenntnisse in den eigenen Onlineshop oder die eigene Dienstleistung. Die langen Essenspausen mit reichhaltigem Buffet sind auf der K5 Konferenz zusätzlich optimal für Networking geeignet.
Weitere Gründerstories aus der Modebranche
Mit Christina Naetscher von NastyGal und Maria Spilka von Mädchenflohmarkt wurden weitere Einblicke in die Gründungsanfänge und -überlegungen von Unternehmen der Fashion-Branche gegeben. Insbesondere die Entstehung aus, bzw. die Marktpositionierung neben großen E-Commerce Plattformen (in diesem Falle eBay) stand hier im Fokus. Insbesondere die zu undifferenzierte Darstellung von Fashion- und Elektronik-Artikeln auf Plattformen wie ebay und Amazon als Chance für Fashion-Shops wurde thematisiert.
Venture Capital und Fremdfinanzierung
Obwohl etwas weniger besucht, war die Diskussion von Jochen Krisch mit Rainer Maerkle von Holtzbrink Ventures und Dr. Björn Söder von Parklane Capital aufschlussreich. Gerade die verschiedenen Sichtweisen der beiden Unternehmen auf Investmentzeitpunkte und -Bewertungen, sowie der kurze Überblick über die aktuellen Funding-Unterschiede zwischen Deutschland und dem Silicon Valley machten den Vortrag v.a. für Startups und Dienstleister mit skalierendem Geschäftsmodell interessant.
Keynote-Session mit Martin Sinner über idealo
Der 2. Tag startete ebenso informativ mit tiefen Einblicken in die verschiedenen Aspekte des Preisvergleich-Anbieters idealo. Gerade weil idealo bereits 15 Jahre im E-Commerce präsent ist, konnte jeder Zuhörer im Publikum seine eigenen Schlüsse aus der geschilderten Geschäftsentwicklung ziehen.
Martin Sinner thematisierte u.a.:
- Einstieg durch Axel Springer als strategischer Partner
- Probleme und Herausforderungen der Mehrheitsbeteiligung durch Axel Springer
- Vorteile des Trust durch Axel Springer gegenüber Kunden und Händlern
- Erkenntnisse aus der ungewöhnlichen Marketing-Kampagne mit Mediamarkt
- Ständige Optimierung des eigenen Produktes "Preissuchmaschine"
- Wichtigkeit der ständigen Kundenfokussierung
Übertragung der Erkenntnisse aus der stationären Produkt-Präsentation auf die Produktdarstellung in Onlineshops
Ruppert Bodmeier machte in seinem Impulsvortrag klar, dass zu bewährten Darstellungsmethoden und -Anordnungen von Produkten und -Produktdaten auf Produktdetailseiten in Onlineshops bereits heute innovative Konzepte existieren, die emotionale Verbindungen zu Produkten erst ermöglichen und die Bedeutung der Preiskomponente reduzieren.
- Dreiklang aus Fläche, Produkt & Kontext
- Beleuchtung & virtual commerce Elemente (Animationen und Video)
- Entzerrung und Fokussierung auf das Produkt anstatt auf den Kaufen-Button
Tarek Müller über Aboutyou.de
Als abschließendes Highlight kann die erste Bilanz über die Entwicklung des Projekt Collins/ Aboutyou.de bezeichnet werden. Tarek Müller von Collins gewährte mit Zahlen über Conversion Rates, Verweildauer und Warenkorbwerten Einblick in die Auswirkungen des APP-Ökosystems und teilte den Zuhörern auch unerwartete Erkenntnisse und Fehleinschätzungen mit. Neben dem Aufruf zur strategischen Unabhängigkeit von SEA-Ausgaben zeigte er zugleich im Form einer AboutYou Anwendung die kostengünstige Traffic-Steigerung via social media Plattformen. Die allmähliche, aber stetige Optimierung, u.a. mittels Trial and Error-Steps und Multivarianten-Tests gepaart mit weiteren Funktionserweiterungen (personalisierter Produkt-feed) stellen den aktuellen Fahrplan von aboutyou dar. Vermutlich aufgeschreckt durch die offene Kommunikation der hervorragenden Aboutyou Zwischenergebnisse, sollen nun bereits die ersten Wettbewerber ähnliche Ökosysteme entwickeln, was alles andere als verwunderlich wäre.
Fazit:
Je nach Verbindung zu den jeweiligen Sponsoren und je nach Unternehmensstatus werden für ein Ticket bis zu 750,- Euro fällig. Anhand der obigen geschilderten Erfahrung 2014, sowie den vorab veröffentlichten Speakerlisten können Sie somit schnell abschätzen, ob sich für Sie ein Besuch der nächstjährigen K5 Konferenz 2015 - voraussichtlich wieder in den Eisbach Studios in München - lohnt. Auch wenn die Ticketpreise für gewöhnlich mit den Budgetplanungen von Startups, gerade bei der Teilnahme von mehreren Mitarbeitern, kollidieren dürften, wäre die K5 gerade für für diese Zielgruppe interessant, um einen frühen Überblick über "das große Ganze" der Unternehmensziele und -Strategien zu bekommen.
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