Mobile Commerce – Demnächst erste Onlineshops mit Progressive Web Apps?
Für Unternehmen wie Zalando oder Aboutyou ist es kein Problem, die initialen und fortlaufenden Investitionen einer eigenen APP für die Plattformen iOS und Android zu stemmen. Doch bevor sich der Blick in die Zukunft des mobilen Shoppings Richtung Progressive Web Apps richtet, ein kurzer Recap der Entwicklung.
Es gibt bereits seit einigen Jahren verschiedene Möglichkeiten auch bei Einsatz eines "Standardshopsystems" den eigenen Stamm-Kunden eine APP zur Nutzung anzubieten. So zeichnet sich der Anbieter Shopgate durch eine autarke mobile Version aus, was die Phase des Setups besonders kurz machte. Shopgate profitierte und profitiert auch heute davon, dass viele Shopsysteme keine mobil optimierte Version (Responsive oder Mobile Template) auf die Smartphones der Nutzer ausgeben, oder die manuelle Entwicklung einer mobilen Ansicht je nach Unternehmensgröße teurer ist, als eine Umsetzung mit Shopgate und der provisionsbasierten Abrechnung der Verkäufe.
Die Sinnhaftigkeit einer nativen APP
Parallel zu der Erkenntnis, dass ein Großteil aller entwickelten APPs Ihre Entwicklungskosten nicht erwirtschaften, stellt sich v.a. für kleinere und mittlere Onlineshops die Frage nach dem Sinn einer, im Regelfall separat zu bewerbenden nativen APP. Genau für dieses Problem bot zwischenzeitlich das Startup Couchcommerce (jetzt Teil von Newstore) eine Lösung für Shopbetreiber - auch mit Standardshopsystemen. Der Grundgedanke war, dass Kunden "Installations-faul" sind und in vielen Szenarien keine native APP installieren, aber dennoch im Browser die von Apps gewohnten Gesten nutzen möchten. Dies ermöglichte Couchcommerce zu großen Teilen.
Warum sich langfristig Progressive Web Apps im E-Commerce durchsetzen werden
Progressive Web Apps stehen zwischen einer reinen mobile-optimierten Storefront und einer nativen Shopping-App. Die Grundidee einer "Progressive Web App" ist, dass sie als Website und als App funktionieren. Im Browser wird während der Nutzung nach einer gewissen Zeit ein Hinweis, wie z.B. "Add to Homescreen" eingeblendet. Derzeit bietet noch kein Shopsystem-Anbieter eine mobile Umsetzung der Storefront als "Progressive Web App" an. Hier darf man allerdings bereits 2017 gespannt sein, welcher Shopsystem-Anbieter der erste sein wird.
Für die Masse der kleinen Online-Handelsunternehmen ist diese technische Neuerung ein Vorteil, da durch die zu erwartende Ausrollung der "Progressive Web App"-Technologie durch die Shopsystem-Anbieter sich der Aufwand für Online-Händler in Grenzen halten wird. Gleichzeitig können sie mit einer eigenen Progressive Web-APP die Usability-Lücke zu "größeren" Wettbewerbern schließen. Auch sind nun verschiedene Kundenbindungsprogramme z.B. mittels Push-Notifications möglich. Progressive Web-Apps sind daher weit mehr als nur ein Shortcut am Homescreen.
Marktplatz-Trend vs. "Progressive Web App"-Trend
Der Marktplatz-Trend ist in aller Munde und führt dazu, dass dem eigenen Onlineshop, teils zu Recht, teils zu Unrecht die Existenzberechtigung als parallele Vertriebessäule abgesprochen wird. Inwieweit die breite Einführung von "Progressive Web Apps" diesen Trend umdrehen kann, bleibt zwar abzuwarten, aber dennoch sind durch diese neue "M-Commerce"-Technologie viele Kundenbindungsvorteile gegeben, die so auf einem anonymen Marktplatz wie Amazon oder eBay nicht möglich wären (Push-Benachrichtigung).
Progressive Web Apps: Chance für Shopsysteme und Onlineshops
Online-Händler und direktvertreibende Hersteller sollten sich daher bald möglichst mit der Technik und den Potentialen vertraut machen. Einige Beispiele aus dem Nicht-E-Commerce Umfeld könnten unter folgender Adresse (mobiler Browser notwendig, Version beachten!) gestestet werden: pwa.rocks Auch sollten Händler diese sinnvolle Neuerung baldmöglichst bei ihren Shopsystem-Anbietern nachfragen, da durch diese Technik auch die vielen App-Installationshürden auf Kundenseite, wie z.B. Download-Zeitbedarf, fehlender Speicherplatz, Akkuverbauch, etc. umgangen werden können. Neben den "Progressive Web Apps" hat Google auch die sog. "Instant Apps" vorgestellt, die sich in einigen Details unterscheiden und die erwähnte Lücke zwischen klassischem Shopping im mobilen Browser und nativen Apps weiter reduzieren, allerdings für die optimierte Nutzung bestehender APPs gedacht sind.
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Alexander Hofmann
Alexander Hofmann ist Geschäftsführer der HOWADO GmbH, die mit ecomparo Recherche- & Beratungsleistungen zur Auswahl passender E-Commerce-Software bietet. Als E-Commerce Experte unterstützt er Unternehmen dabei, die Zukunftsfähigkeit von Geschäftsmodellen zu validieren, E-Commerce-Strategien zu bewerten und durch die Identifikation der individuell passenden E-Commerce-Software-Bausteine ein langfristig uneingeschränktes Unternehmenswachstum sicherzustellen. Er schreibt und spricht regelmäßig über verschiedene Themen des E-Commerce und ist ein gefragter Interviewpartner in Fachmagazinen.