Shoprooming – Digitales Showrooming | Wer profitiert?
Shoprooming - Digitales Showrooming
Zum Thema Showrooming gibt es bereits zahlreiche Hintergrundartikel und Studien. Insbesondere die Feststellung des leichten Rückgangs im Showrooming ist bemerkenswert. Doch gibt es diesen Effekt nur stationär? Bei einer näheren Betrachtung des online stattfindenden Rechercheprozesses vor dem Kauf eines Produkts kann die Online-Variante des stationären Showroomings, das Shoprooming verstärkt beobachtet werden.
Der ungekürzte Artikel erschien zuerst auf etailment.de.
Shoprooming - Showrooming geht online
Während die Produkt- und Kaufrecherche in einem Onlineshop oder Marktplatz mit hoher Produktdatenqualität stattfindet, erfolgt der abschließende Kauf hingegen in einem Onlinevertriebskanal mit niedriger Produktdatenqualität. Einer der Entscheidungsfaktoren kann hierbei z.B. ein günstigerer Endpreis sein.
Produktdarstellungen weichen in Onlineshops stark voneinander ab
Der Umfang von Produktdarstellungen auf Produktdetailseiten in Onlineshops und Marktplatz-Portalen ist sehr unterschiedlich. Dies kann verschiedenste Ursachen haben. Neben abweichend leistungsstarken PIM Systemen, ihrer unterschiedlichen Integrationstiefen und unterschiedlicher Produktdaten-Aufbereitung, kann beobachtet werden, dass v.a. Angebote von umsatzschwächeren, mittelständischen Händlern von geringer Produktdatenqualität sind. Teilweise können diese nämlich nicht direkt auf Medien und Texte von Herstellern zurückgreifen.
In diesem Kontext ist auch zu berücksichtigen, dass aktuell laut den neusten Studien Amazon bei 44% aller Produktrecherchen zum Einstieg in eine Produktrecherche genutzt wird. Finden Kunden hier jedoch nicht alle benötigten Produktdetails und Antworten, dann nutzen sie hierfür anderen Onlineshops mit hochwertiger Produktdarstellung in Form von Videos, 3D-Ansichten, weiteren Produktbildern von Produktdetails und detaillierten Produktbeschreibungen. Ein Kauf findet hingegen, von Preis und Verfügbarkeit getrieben, anderorts statt. Hier bedarf es zugegebener Maßen detaillierte Studien.
Shoprooming - Beispiele
Grau ist alle Theorie. Die folgenden Beispiele machen deutlich, dass z.B. nützliche und über die Herstellerangaben hinausgehende zusätzliche Produktdaten für Interessenten und potentielle Käufer einen Mehrwert darstellen, jedoch der Shoprooming-Effekt hier besonders deutlich zu Tage tritt.
Beispiel Babymarkt.de
Als Anbieter von Baby- und Kinderprodukten zeichnet sich Babymarkt.de unter anderem dadurch aus, dass Kundenanfragen wie z.B. die Frage ob ein bestimmter Kinderwagen in ein bestimmtes Automodell passt, von Babymarkt.de mit eigenständigen Erhebung zusätzlicher Maße beantwortet werde. Diese Erhebung, welche eigentlich im Normalfall beim Hersteller angesiedelt wäre, ist eine Investition von Babymarkt.de, die sich durch SEO-Relevanz auch im Traffic widerspiegelt.
Unter Gesichtspunkten steigender (Preis-)Transparenz führen die zusätzlichen Produktdaten durch Shoprooming aber nicht zwangsweise zu proportional höheren Umsätzen. Durch das "digitale Showrooming" wandert ein großer Teil des von Babymarkt.de geschaffenen Mehrwertes in Form von Umsatz zu anderen Wettbewerbern mit günstigeren Preisen ab.
Beispiel Comtech
Während der Anbieter Comtech in eine detaillierte Produktbeschreibung investiert, beschränkt sich der Anbieter Hardwarecamp24 auf rudimentäre Produktdaten. Die Differenzierung erfolgt hier v.a. über den Preis.
Betrachtung möglicher Shoprooming-Szenarios
In einigen Sortimenten nimmt die Bedeutung von Produktdaten als starker Wettbewerbsvorteil aufgrund der steigenden Vergleichbarkeit und der genannten Shoprooming-Effekte ab.
Amazon profitiert von Shoprooming
Der Anteil am Umsatz, der auf Amazon.de von Marketplace-Händlern generiert wird, steigt ständig und liegt gemäß aktuellen Angaben bei über 40% des Gesamtumsatzes. Zusätzlich steigt der Anteil an ausländischen Marketplace-Verkäufern wegen verschiedener Amazon-Vendor-Maßnahmen auf zuletzt 53% stark an. (Wortfilter Link) Beide Effekte führen dazu, dass die Qualität der Produktdarstellung auf Amazon.de insgesamt sinkt, da der Großteil der Marketplace-Händler nur beschränkte Möglichkeiten zur Gestaltung der Produktdetailseiten haben (Kein A+ Content möglich). Fehlende Produktdetails können ohne großen Aufwand bei "Spezial-Shops" recherchiert werden. Da jedoch nach wie vor v.a. Preis, Verfügbarkeit und Sicherheit beim Onlinekauf entscheiden, ist die qualitativ schlechte Produktdarstellung bei Amazon kein relevantes Kaufhindernis.
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Alexander Hofmann
Alexander Hofmann ist Geschäftsführer der HOWADO GmbH, die mit ecomparo Recherche- & Beratungsleistungen zur Auswahl passender E-Commerce-Software bietet. Als E-Commerce Experte unterstützt er Unternehmen dabei, die Zukunftsfähigkeit von Geschäftsmodellen zu validieren, E-Commerce-Strategien zu bewerten und durch die Identifikation der individuell passenden E-Commerce-Software-Bausteine ein langfristig uneingeschränktes Unternehmenswachstum sicherzustellen. Er schreibt und spricht regelmäßig über verschiedene Themen des E-Commerce und ist ein gefragter Interviewpartner in Fachmagazinen.